Im Heimbüro

Wie so viele andere Menschen arbeite ich nun ausschließlich zuhause. Die durch das Corona-Virus ausgelöste Epidemie hat auch bei mir dazu geführt, dass die Hochschule geschlossen wurde und alle Lehrenden und Mitarbeitenden angehalten sind, das Gebäude nicht zu betreten. Das ist ja ein bislang einmaliger Vorgang, vor allem in der gesellschaftlichen Breite. Und so heißt es für viele, die nicht in den Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen, Supermärkten und Feuerwehren vor Ort sind und das gesellschaftliche (Über-) Leben aufrecht erhalten: Ab ins home office. Gepaart mit der für alle neuen Notwendigkeit der physischen Distanz zu anderen Menschen und dem Appell, möglichst zuhause zu bleiben, hat das Zurückgezogensein ins Heimbüro und ins Häusliche diverse Folgen, insbesondere sozialer, physischer und materialer Art.

Zunächst bedeutet das Gebundensein an die Wohnung für mich vor allem eine körperliche Beeinträchtigung. Kein Arbeitsweg zur Hochschule, den ich mit dem Fahrrad mich bewegend zurücklege; kein Gehen durch die Gänge und Treppenhäuser der Hochschule und keine bewegten Bewegungen im Seminarraum mehr. Ich muss nun diese fehlende körperliche Bewegung durch andere Aktivitäten kompensieren: Zielloses Radfahren durch ruhige Straßen, Mobilitäts- und Kraftübungen im Garten.

In sozialer Hinsicht erlebe ich das Meiden der Begegnung mit anderen Menschen als Verlust. Ein Verlust an Gemeinschaft, die sich für mich immer auch als leibliches Beisammensein ausdrückt. Nun telefoniere ich mehr – oder kommuniziere mit anderen über Webkonferenzen. Da ist sie nun und wir brauchen sie jetzt: Die Digitalisierung. Doch oje: Die Server sind überlastet, ruckelfreie Bild- und Tonübertragungen sind nicht selbstverständlich, da nun alle auf diese Weise miteinander arbeiten und sich besprechen wollen. Selbst der sonst immer zuverlässig arbeitende Konferenzdienst des Deutschen Forschungsnetzes (DFN) kommt deutlich an seine Grenzen und muss an die neuen Kapazitätsanforderungen angepasst werden. Und wenn die Server eine entsprechende Konferenz zulassen bedeutet dies für viele zunächst einmal, die virtuelle Konferenzumgebung kennenzulernen und Regeln für die Kommunikation aufzustellen bzw. zu beachten, damit die Besprechung nicht in ein unproduktives Geplapper mündet.

Die materialen Folgen des Heimbüros sind vor allem technischer Art. Es wird ein Computer benötigt, der einerseits den Zugriff auf notwendige Daten ermöglicht. Andererseits ist ein vertrautes Erscheinungsbild der digitalen Arbeitsumgebung hilfreich für ein produktives Arbeiten trotz vielleicht unvertrauter Arbeitsatmosphäre (Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Kinder, Katzen). Viele Arbeitgeber statten ihre Mitarbeitenden nun mit (eilig beschafften) Notebooks aus und organisieren rasch eine Datenzugriffslösung. In dieser Hinsicht fühle ich mich allerdings nicht besonders herausgefordert. Mit meinem #ipadonly-Arbeitsmodus bin ich gut gerüstet.

  • Mein digitales Arbeitsgerät ist nun schon seit langer Zeit (nahezu) ausschließlich mein iPad Pro. Egal wo ich bin, arbeite ich immer mit derselben Arbeitsumgebung: Apps, Workflows, Cloudzugriffe und Hardware-Tastatur.
  • Ich kenne die Möglichkeiten und auch Limitierungen meiner Arbeitsumgebung. Ein vom Arbeitgeber gestelltes neues Gerät würde mir diese erst ganz neu vor Augen führen.
  • Mein iPad Pro ist klein – im Verhältnis zu vielen Notebooks oder gar Desktop-Computern – und dekoriert meine Wohnung somit nicht um. Es stört nicht als aufgestelltes Arbeitsgerät und lässt sich dezent weglegen.
  • Der große Vorteil gegenüber Notebooks ist die Vielseitigkeit meines iPads: Mit der Hardware-Tastatur habe ich ein gutes Office-Gerät zur Mail- und Dokumentenbearbeitung, solo als Tablet ein Gerät zum Lesen und Schreiben mit dem Stift.

Wenn ich das alles zusammen betrachte, hilft mir mein #ipadonly-Arbeitsmodus sehr, jetzt weiterhin in vertrauter Weise auch zuhause arbeiten zu können. Das Heimbüro trifft mich viel eher durch die physischen und sozialen Folgen. Mal schauen, wie lange diese Situation noch anhält, wann ich mein iPad wieder zur Hochschule mitnehmen und dort vor allem wieder Menschen wirklich begegnen kann.

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