Es ist spannend, was man entdecken kann, wenn man in Bildungsfragen über den Tellerrand der Pflegepädagogik hinausschaut. In Vorbereitung meiner Lehrveranstaltungen zur Schulpädagogik bin ich nunmehr auf die Zeitschrift „Pädagogische Korrespondenz“ gestoßen, die mich im besten Sinne be-geistert.
Begonnen hat die Entdeckung, als ich über eine TV-Dokumentation über Lehrer („Lehrerzimmer – Ein Schuljahr“) eines Textes von Adorno über „Tabus über dem Lehrberuf“ gewahr wurde. Auszüge dieses Textes wurden in der Dokumentation als Off-Ton vorgetragen und sie weckten meine Aufmerksamkeit. Der Text dieses bedeutenden Philosophen/Soziologen ist immerhin einige Jahre alt. Er basiert auf einen Vortrag Adornos, den er im Jahr 1965 im Berliner Institut für Bildungsforschung hielt und der damals vom Hessischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Die Verschriftlichung wurde dann 1971 im Büchlein „Erziehung zur Mündigkeit“ bei Suhrkamp veröffentlicht, das mehrere Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker (damals Leiter des Instituts) beinhaltet. Bei einer Internetrecherche entdeckte ich dann schließlich eine Replik aus dem Jahr 1987, in der die Autorinnen und Autoren sich auf eine Aussage Adornos fokussieren, die den Verzicht von Didaktik im Rahmen von Hochschullehre favorisiert. Diese Replik erschien in der Pädagogischen Korrespondenz und weckte mein Interesse an dieser Zeitschrift.
Ich fand heraus, dass die Zeitschrift auch heute noch verlegt wird, nunmehr im Verlag Budrich UniPress. Sie wird getragen vom „Institut für Pädagogik und Gesellschaft“ und erscheint inzwischen im 26. Jahrgang. Zur Redaktion zählen gleichermaßen illustre wie auch renommierte Namen wie z.B. Prof. Dr. Peter Euler (TU Darmstadt) und Prof. Dr. Andreas Gruschka (Goethe-Universität Frankfurt).
Nach dem Lesen der aktuellen Ausgabe, die ich mir sogleich bestellte, stellte ich fest, dass die Zeitschrift tatsächlich einer „kritischen Zeitdiagnose in Pädagogik und Gesellschaft“verschrieben ist. Ich finde es bereichernd, Artikel lesen zu können, die sich mit sowohl theoretischen als auch praktischen Themen der Pädagogik kritisch auseinandersetzen und Aspekte in Worte fassen, die ich bislang nur denken, aber noch nicht begrifflich exakt beschreiben konnte. Da geht es beispielsweise um den Wandel von der Input- zur Outputorientierung in der Bildung, um eine Analyse des Begriffsverständnisses von „Bildung“ am Beispiel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung oder um die Frage „Wann machen wir mal wieder richtigen Unterricht“ von Schülerinnen und Schülern nach Unterrichtssessions durch Referendare.
Es ist wohltuend, den pädagogisch-theoretischen Blick zu weiten. Ich habe den Eindruck, die Lektüre der Pädagogischen Korrespondenz trägt dazu bei. Ein Abonnement habe ich mir nun bestellt. Ich bin gespannt auf die weiteren, theoretisch fundierten Auseinandersetzungen mit pädagogisch-gesellschaftlichen Fragen, die letztlich auch meine Beschäftigung mit der Pflegepädagogik/Pflegedidaktik tangieren oder gar fundieren.