Es ist schon erstaunlich, dass ich nahezu alle für mich anfallenden Arbeiten, für die ich einen Computer benötige, mit meinem iPad Pro erledigen kann. Aber eben auch mit dieser Einschränkung: Nur nahezu alle. Für einige Arbeiten ist doch Software notwendig, die auf einem Desktopcomputer läuft. Und dafür braucht es also einen solchen Computer.
Nun möchte ich aber kein volumiges Desktopgerät oder einen Monitor in der Wohnung herumstehen haben, nur weil diese paar Arbeiten auf einem Mac erledigt werden müssen. Die Anschaffung eines Notebooks wäre hier auch völlig überdimensioniert. Also entschied ich mich für einen gebrauchten Mac Mini von 2014, der nun unter meinem Fernseher dezent platziert im Wohnzimmer steht. Dieser Fernseher stellt allerdings nicht den primären Monitor für den Mac Mini dar. Diese Aufgabe übernimmt mein iPad!
Das iPad zum alleinigen Monitor für den Mac Mini (oder jedweden anderen Mac) zu machen, ermöglicht ein kleines Stück Hard- und Software namens Luna Display. Und ich bin sehr froh, über den Blog von Oliver Kramer und seinen detaillierten Beitrag darauf aufmerksam geworden zu sein. Ein kleines Dongle steckt im Mac sowie eine spezielle App. Auf der Seite des iPads ist ebenfalls die Luna Display-App installiert. Durch das WLAN in meiner Wohnung wird die Verbindung hergestellt. Auf diese Weise kann ich mich mit meinem iPad irgendwo in der Wohnung aufhalten und am Mac arbeiten. Kombiniert mit meinem Brydge Pro Keyboard und dem Apple Pencil ergibt das ein sehr gutes Arbeitssetting für alle Arbeiten, die ich am Mac erledigen möchte.
Wenn ich meinen Mac Mini benutzen möchte, erwacht er durch einen Knopfdruck aus dem Ruhezustand. Auf dem iPad öffne ich die Luna Display-App, die ich der Einfachheit halber im Dock liegen habe. Teilweise habe ich mich beim Einschalten des Mac bereits durch meine Apple Watch legitimieren können (es klickert dann recht freundlich an meinem Handgelenk), oft melde ich mich über den Ameldebildschirm mit meinem Kennwort an. Nun habe ich Zugriff auf die ganz normale Mac-Arbeitsfläche. Zum Schreiben habe ich die Tastatur von Brydge. Statt einer Maus könnte ich meine Finger benutzen (Touchscreen!). Die sind aber für die doch teilweise zierlich wirkenden Symbole und Scrollleisten etwas zu klobig, weshalb ich meinen Apple Pencil für die navigierenden Arbeiten als Mausersatz verwende. Das funktioniert sehr gut und fühlt sich recht natürlich an. Dabei seht das iPad in einer notebookähnlichen Position im Querformat vor mir. Wenn ich die Arbeit am Mac beenden möchte, schicke ich ihn wieder in den Ruhezustand.
Hier zeigt sich eine kleine Umständlichkeit des Systems. Würde ich den Mac zum Beenden der Arbeit ausschalten, könnte ich ihn nach dem Neustart nicht direkt vom iPad aus bedienen. Die Luna Display-App auf dem Mac ist dann schlicht noch nicht gestartet, um Verbindung zur App auf dem iPad aufzunehmen. Für diesen Fall benötige ich zum einen einen anderen Monitor; diese Funktion übernimmt der Fernseher, den ich via HDMI mit dem Mac Mini verbunden habe. Zusätzlich brauche ich eine extra Tastatur, um nach einem Neustart (z.B. nach einem Update von MacOS) mein Kennwort einzugeben. Danach schalte ich die Verbindung zum Fernseher ab und das iPad übernimmt wieder. Vielleicht gibt es eine Lösung, um diese Umständlichkeit zu umgehen, mir ist sie jedoch nicht bekannt.
Die Verbindung zwischen Mac und iPad über das WLAN ist recht stabil und zuverlässig. Manchmal wird die Verbindung kurz unterbrochen. Dann schließt sich das Bild langsam und der weiße Startbildschirm der Luna Display-App erscheint. Der Schriftzug blinkt dort ein wenig und der Mac-Screen wird mehr oder weniger zügig wieder angezeigt. Ich habe den Eindruck, dass die Verbindung manchmal derart kurz unterbrochen wird, wenn der Mac bzw. dessen Festplatte viel zu tun hat. Dies geschah aber auch schon mal, wenn ich eine AirPlay-Funktion auf dem Mac nutzen oder Audioeigenschaften einstellen wollte.
Die Audioeigenschaften stellen ebenfalls eine kleine Unannehmlichkeit dar. Der Ton kann nämlich nicht über das iPad oder einen Bluetoooth-Kopfhörer ausgegeben werden. Lediglich der interne Lautsprecher des Mac gibt Audio aus. Wenn ich also irgendwo in der Wohnung mit meinem Mac arbeite, muss ich auf die Audioausgabe in der Regel verzichten. Da dies in meinem Fall primär Hinweistöne betrifft, ist das verschmerzbar. Ärgerlich ist es, wenn ich Filme oder Musikstücke über den Mac ausgeben wollte – was aber bislang noch nicht der Fall war, denn dafür habe ich ja das iPad.
Insgesamt betrachtet bin ich sehr zufrieden mit meiner Lösung für die Notwendigkeit, Software auf einem Mac benutzen zu müssen: Der ältere Mac Mini leistet gute Dienste und ist dezent platziert, mit dem iPad kann ich überall in der Wohnung auf den Mac zugreifen, die Verbindung mit Luna Display ist recht zuverlässig und ich habe einen stets aufgeräumten Arbeitsplatz.
Das Dongle für Luna Display kann über die Website lunadisplay.com für 80 US-Dollar bestellt werden. Die Apps (MacOS und iOS) sind kostenlos erhältlich. Die Bestellung kommt aus den USA, die Lieferung dauert etwas. Bei meiner Bestellung erfolgte der Versand mit FedEx. Es gab eine Verzögerung beim Zoll, da man aufgrund der Winzigkeit des Päckchens am ausgewiesenen Wert der Ware zweifelte. Hier schrieb mich FedEx an. Nachdem ich Zahlungsdokumente per Mail zusandte und die Bevollmächtigung zur Zollabwicklung übertrug, erfolgte die Lieferung recht zügig. Bei der Bestellung also bitte Zoll und ggf. Abwicklungskosten von FedEx mit bedenken (bei mir waren dies insgesamt nochmal 30 Euro). Luna Display verfügt über einen guten und sympathischen Support, der insbesondere über ein eigenes Community-Forum läuft. Dort unterhalten sich User auch über ihre Erfahrungen und machen Funktionalitätsvorschläge.
Habt Ihr auch bereits Erfahrungen mit Luna Display gemacht oder überlegt Ihr Euch, das iPad als einzigen Monitor für Euren Mac zu nutzen? Ich bin auf Eure Einschätzungen gespannt.