Das „soziale Netzwerken“ gehört nunmehr seit Jahren zu meinen alltäglichen Aktivitäten. Was war ich damals erfreut, als ich im April 2008 das Netzwerk Facebook entdeckte und es auch deutschen Internetnutzern die Mitgliedschaft ermöglichte. Nach anfänglich zögerlichem Hineinschauen und Ausprobieren hat mich die Faszination dieser Art von Austausch unter mir bekannten Menschen gepackt. Und nach und nach kamen immer mehr Menschen zu diesem Netzwerk hinzu, so dass ich auch mit Leuten (wieder) in Kontakt treten konnte, die ich aus den Augen verloren hatte.
Später kam dann noch der Kurznachrichtendienst Twitter zu meinen Internetaktivitäten hinzu. Dessen Wert habe ich erst viel später entdeckt. Heute schätze ich die Möglichkeiten der Informationsgewinnung, -verteilung und -kommentierung sehr.
Ein kleiner Ausflug brachte mich zum Netzwerk Google+, bei dem ich es aber nicht lange ausgehalten hatte. Es zeigte sich mir, dass die Pflege eines „sozialen Netzwerks“ vollkommen ausreichend ist und ich mochte mich aus zwei Gründen nicht länger bei der Google-Variante aufhalten: 1) Kaum jemand, den ich kenne, war dort anzutreffen. 2) Die Verknüpfung aller Google-Dienste verursachte mir ein Unbehagen dahingehend, das ich mir nicht sicher war, was aus der „Google+-Welt“ wie und wo weiter verarbeitet bzw. verbreitet wird.
Von hier an setzte ich mich intensiver mit dem Datenhunger kommerziell betriebener Netzwerke und der Frage, was mit meinen Daten geschieht, auseinander.
Aktuell besorgen mich die Folgen, die der Eintritt von Facebook in die Börsenwelt bedeuten könnte – angeregt durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 28. Juli. Denn die Konzentration des Unternehmens auf Werbung als primäre Einnahmequelle wird sich auf Dauer nicht aufrecht erhalten lassen. Insbesondere deshalb nicht, weil die Benutzung von Facebook über Smartphones mit der entsprechenden Facebook-Applikation keine Werbung anzeigt. Und auf dem iPad ist die Benutzung von Facebook über den Webbrowser umständlich, weil Bilder nicht korrekt angezeigt werden und die über das iPad aufgenommenen Fotos nicht verwertet werden können – also wird auch die Applikation verwendet.
Schon vor einiger Zeit stöberte ich deshalb schon einmal nach einem sozialen Netzwerk, das insbesondere durch Community-Orientierung eine Alternative bieten kann. Ich stieß dabei auf das Netzwerk Diaspora*, das sich momentan noch in der sog. Alpha-Phase befindet, aber – so liest man – alsbald in das Beta-Stadium eintreten könnte. Nun habe ich mich dort angemeldet, um das Netzwerk kennenzulernen und mir Gedanken über den Abschied von Facebook und dem Verlagern meiner sozialen Online-Aktivitäten in dieses neue Netzwerk machen zu können.
Man muss sich allerdings schon etwas mit Grundstruktur von Diaspora* beschäftigen, um sich zurechtzufinden. Hier einige Punkte, die ich mir inzwischen erschlossen habe:
- Diaspora* ist ein dezentrales Netzwerk. Die Daten der Benutzer liegen also nicht auf einem zentralen Server. Jeder Benutzer wählt sich einen sog. Pod aus, bei dem er sich anmelden möchte. Ein Benutzerprofil („seed“) gehört also zu einem Topf bzw. Pod. Also habe ich mir erst einmal einen solchen Pod gesucht, der in Deutschland stehen sollte und von einer vertrauenswürdigen Person eingerichtet wurde und gepflegt wird. Ich bin auf den Pod ilikefreedom.org gestoßen, der von Finn Christiansen betrieben wird. Über einen Einladungslink (denn man in der Alpha-Phase immer noch braucht) kam ich dann dazu, mich dort registrieren zu können. Wer sich dort ebenfalls anmelden will, kann einen Einladungslink von mir bekommen und benutzen.
- Die Profilseite (öffentlich wie auch privat) ist sehr spartanisch gehalten. Ein Profilfoto, Angaben zu Namen, Geburtsdatum, Wohnort und eine selbst zu formulierende Beschreibung sind die Hauptelemente. Hinzu kommen bis zu fünf „Tags“, die die eigenen Interessen beschreiben. Bei mir sind das dann Tags wie #pflegepädagogik, #pflegewissenschaft oder #popmusik.
- Durch die Tags können also Personen gefunden werden, die ein Interesse oder Thema teilen. Aber auch Beiträge, die von anderen öffentlich gepostet wurden, können auf diese Weise gefunden werden – wenn der Verfasser einen solchen ans Ende seines Beitrags gestellt hat. Und darüber können wieder interessante Personen entdeckt werden. Man kann Tags folgen, so dass alle öffentlichen Beiträge gelesen werden können.
- Die Personen, deren Beiträge man folgen möchte, kann man sog. Aspekten zuordnen (z.B. Familie oder Arbeit). Auf diese Weise kann ich filtern, wem ich etwas zugänglich machen möchte oder wessen Beiträge ich gerade lesen möchte.
- Es gibt (noch) keine Funktion, mit der Bilder in Alben gespeichert werden könnten. Bislang können Bilder lediglich in Beiträge eingebunden und dort angeschaut werden.
- Es gibt auch (noch) keine Chat-Funktion. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese eingerichtet werden wird, wenn das Beta-Stadium eingeläutet wird.
Insgesamt macht Diaspora* auf mich einen aufgeräumten Eindruck. Und dazu trägt auch sicherlich bei, dass keine Werbung eingeblendet wird. Ich habe auch größeres Vertrauen darin, dass mit meinen Daten ordentlich umgegangen wird.
Wann es einen vollständigen Umzug weg von Facebook hin zu Diaspora* geben wird, kann ich noch nicht sagen. Ich würde mir noch ein paar weitere Funktionen wünschen, damit es ein guter Ersatz sein kann. Und ein solcher Umzug will ja vorbereitet sein. Aber ich habe nun die Möglichkeit, mir in Ruhe Gedanken darüber zu machen und mich auch mit anderen darüber auszutauschen.