In dieser Woche konnte ich wieder einmal eine Tagung zu einem spannenden Thema besuchen. Die Arbeitsgemeinschaft Kasuistik in der Lehrer_innenbildung trifft sich regelmäßig und befasst sich mit dem Arbeiten mit Fällen in der akademischen Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Im Nachgang dazu ist mir aufgefallen, dass mein Arbeiten mit dem iPad auf der Tagung eigentlich auch einen Fall darstellt im Sinne der Nutzung des iPads als hauptsächliches digitales Gerät. Das nehme ich zum Anlass, über diesen Fall hier zu berichten.
Früher habe ich auf Tagungen immer ein Moleskine-Notizbüchlein dabei gehabt, um es für das Festhalten von Notizen zu Vorträgen und Workshops zu nutzen. Es war klein gehalten, damit es keinen großen Platz im Tagungsrucksack einnimmt. Irgendwann stellte ich fest, dass ich meine Notizen nicht immer zuverlässig wiederfand und im Büchlein aufwändiger suchen musste. Und nach längerer Zeit wusste ich auch nicht immer, in welchem Büchlein ich die Notizen verfasst hatte. Seitdem ich das iPad nutze, existieren diese suchenden Fragen für mich glücklicherweise nicht mehr. Ich habe mit OneNote eine App, in der ich alle Notizen festhalte und damit auch archiviere. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass erstmal nichts verloren geht. Durch meine In der App angelegte Struktur finde ich die Notizen auch gut wieder. Und suche ich nach einem bestimmten Begriff, kann ich über alle Notizbücher hinweg danach suchen.
Ich empfinde das tickernd-klackernde Geräusch auf Tagungen als störend, das von auf Tastaturen schreibenden Mitteilnehmenden mit ihren Notebooks produziert wird. Bei der Tagung der Arbeitgemeinschaft in dieser Woche waren es glücklicherweise nur sehr wenige Personen, die ihre Notizen mit dieser Geräuschproduktion anfertigten. Für meine Notizen benutze ich den Apple Pencil, der verursacht keine Geräusche auf dem Display. Viel wichtiger ist dabei allerdings, dass mir das Anfertigen handschriftlicher Notizen ein Mit-Denken beim Mit-Schreiben ermöglicht. Ich bin nicht der Typ, der an die Leinwand geworfene Präsentationsfolien von Vortragenden abfotografiert. Das wäre mit dem iPad ja kein Problem und das beobachte ich bei anderen Teilnehmenden immer wieder. Aber der Respekt gegenüber der Urheberschaft der Folienmacher_innen und letztlich schlicht die Höflichkeit gebieten es mir, davon Abstand zu nehmen. Wenngleich ich mich damit der Möglichkeit beraube, diese abfotografierten Folien, die ja oftmals detailreiche Tabellen und Schaubilder enthalten, mit meinen Notizen zu versehen. So muss ich die zentralen Daten von Tabellen und die Schaubilder selbst auf meiner App-Leinwand festhalten. Das führt zu reduzierenden und gleichzeitig fokussierenden Gedankenoperationen, die ich letztlich als hilfreich für das Verstehen empfinde. Außerdem nutze ich meine Notizen dabei gleichzeitig für das Anfertigen eigener Schaubilder, in denen Ich die für mich zentralen Aussagen festhalte. Dabei entstehen interessante Gedankentransformationen, die teilweise spannende Impulse für die Nutzung in meiner Arbeit (Lehrveranstaltungen, Forschungsmethoden) bringen.
Das handschriftliche Verfassen meiner Notizen führt übrigens nicht dazu, dass ich sie im Suchen-Modus in der OneNote-App nicht finden könnte. Die App hat eine integrierte Handschriftenerkennung. Der erkannte Text wird zwar nicht in Druckschrift umgewandelt, die erkannten und gefundenen Worte werden jedoch farbig hinterlegt, so dass die entsprechenden Textstellen in den Notizen rasch ersichtlich sind (siehe Abbildung).
Wenn ich meine Notizen anfertige, habe ich das iPad meistens auf den Oberschenkeln liegen oder aber auch auf dem Tisch – je nachdem, was mir gerade am angenehmsten oder nützlichsten erscheint. In jedem Fall benutze ich das iPad im Hochformat. Das ist für mich das klassische Seitenformat. So kann ich mich am besten auf der zu beschreibenden Seite orientieren. Und so fühlt es sich einfach richtig an.
Meine Brydge Pro-Tastatur habe ich immer dabei, da sie ja auch die schützende Hülle für mein iPad darstellt. Für die Notizzwecke ist es deshalb praktisch, das Tablet sehr einfach aus der Halterung entfernen zu können. Die Tastatur lege ich dann auf dem Tisch ab oder aber – je nach Platzverhältnissen – packe sie in meinen Rucksack.
Neben dem Anfertigen von Notizen ist es natürlich sehr nützlich, vortrags- bzw. workshopbegleitend informations- und datengenerierende Recherchen betreiben zu können. Sei es ein simples Nachschlagen von Wortbedeutungen in der Duden-App, das Anschauen einer im Vortrag benannten Internetseite, nähere Informationen zu einem Phänomen oder schlicht das Recherchieren der Vortragenden-Vita. Teilweise können Informationen/Daten dann unkompliziert per Drag and Drop oder Kopieren/Einfügen in meine Notiz übernommen werden.
Die erste Übernahmeaktivität in eine Notiz betrifft übrigens immer das Tagungsprogramm. Das ist meine allererste Notiz für eine Tagung, damit ich immer schnell spinksen kann, wie es wann wo weiter geht. Je nach Tagungsgröße sind ja diverse Entscheidungen über Themen zu treffen, die mit Zeit- und Raumfragen einhergehen. Diese Entscheidungen kann ich dann gut in der Programm-Notiz festhalten.
Auf der Tagung in dieser Woche gab es einige Tischvorlagen, damit wir in Workshops an konkretem Material interpretierend arbeiten konnten. Hier ist es sehr praktisch, diese Dokumente fotografierend einscannen zu können. Diese Scans landen gleich in der entsprechenden Notiz. So kann ich meine Anmerkungen – in diesem Falle zum Interpretations-Diskurs – und eigene Gedanken direkt handschriftlich festhalten. Dabei bin ich nicht auf die Papiergröße beschränkt, da mir die Notiz-Leinwand einen nahezu unbegrenzten Raum links, rechts, über und unter dem eingefügten Bild gewährt.
Manche Dokumente fotografiere ich nicht direkt, wenn sie mir für diesen Vorgang zu umfangreich erscheinen. Bei der aktuellen Tagung ging es mir so mit einem mehrseitigen Transkript. Das Papier habe ich mitgenommen, zuhause eingescannt und als PDF-Datei in meinem Dateiordner für die Arbeitsgruppe abgelegt. In meiner OneNote-Notiz habe ich die Datei dann eingefügt; sie ist dort lediglich als Icon sichtbar, da ich den Text nun nicht direkt benötige. Sollte ich später einmal nachschauen wollen, kann ich das Transkript in der Notiz direkt per Antippen öffnen.
Dass es nicht selbstverständlich ist, mit dem iPad Notizen anzufertigen auf Tagungen und dabei gleichzeitig auf jegliches Papier zu verzichten, wurde mir übrigens durch eine interessierte Nachfrage einer Sitznachbarin deutlich. Und ihre positive Reaktion bestätigte mich in meinem Vorgehen.
Nutzt Ihr das iPad in ähnlicher Weise bei Tagungen?