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Backhendl ohne Zeitdruck

Als Rezeptkoch und treuer Zuseher der Küchenschlacht im ZDF freue ich mich, wenn dort wieder einmal ein interessantes, lecker wirkendes und realistisch zu kochendes Gericht vorgestellt wird. In einer Finalsendung Ende September sprach mich dann ein Rezept von Alfons Schuhbeck an:  Gefülltes Backhendl auf Kartoffel-Steinpilz-Ingwer-Salat mit Joghurt-Zitronen-Dip. Die bei den Finalteilnehmenden zu beobachtende Zubereitung wirkte machbar, wenngleich die im Wettbewerb vorhandene Zeit von lediglich 35 Minuten sehr eng erschien. Aber diesen Zeitdruck habe ich ja nicht zu Hause. Obwohl die Arbeitsschritte übersichtlich wirkten, konnte ich nicht recht einschätzen, wie groß der Zeitaufwand tatsächlich sein sollte. Also kochte ich das aus dem Süden des Landes stammende Gericht im Nordrhein-Westfälischen – passend zum Tag der Deutschen Einheit.

Um es vorweg zu nehmen: Inklusive der Zubereitung einer kleinen Vorspeise und diversen Aufräum- und Säuberungsarbeiten während des Kochens vergingen letztlich drei Stunden, bis das Essen auf dem Tisch stand. Aber der Zeitaufwand hat sich gelohnt.

Den leckeren Kartoffelsalat mit Pilzen und Ingwer habe ich als erstes zubereitet, damit er Zeit zum Ziehen hat. Damit die Kartoffelscheiben eine schöne Größe haben, nahm ich Drillinge. Nachdem sie gar gekocht waren, pellte ich sie noch heiß und schnitt sie in nicht zu dünne Scheiben, die in einer Schüssel landeten. Währenddessen erwärmte Hühnerfond in einer Sauteuse für das Dressing. Die ca. 200 ml Fond vermengte ich mit einem guten Esslöffel Weißweinessig und etwas Dijonsenf. Gewürzt wurde mit Chilisalz und Zucker. Zwischendurch wurden in Scheiben geschnittene Pilze in einer Pfanne gebraten, damit sie soft wurden. Das Rezept sieht Steinpilze vor, die allerdings nicht aufzutreiben waren. Kräuterseitlinge waren die Alternative. Das Dressing sollte mit einer Handvoll Kartoffeln mit dem Stabmixer vermengt werden. Dies vergaß ich zuerst und goß kleine Mengen des Dressings auf die Kartoffeln, damit sie es aufsaugen konnten. Nach kurzer Zeit bemerkte ich aber den Fehler und gab in das restliche Dressing noch ein paar Kartoffelscheiben. Das dabei dickflüssiger gewordene Dressing vermengt sich, nach und nach zugegeben, noch besser mit den Kartoffeln. Zum Ende kamen die Pilze und in feine Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln dazu sowie etwas fein gehackter eingelegter Ingwer aus dem Glas.

Die zweite gut vorzubereitende Zutat ist der Dip. Griechischer Joghurt wird hierfür mit etwas Gurkensaft und Dijonsenf glatt verrührt. Dort hinein kommen fein gewürfelt eine kleine Gewürzgurke und Kapern sowie Zitronenzesten. Den im Rezept angegebenen Dill hatte ich vergessen zu kaufen, es schmeckte aber auch so recht gut. Ich gab noch etwas Pfeffer und Piment d’Espelette hinzu, da mir die Würzung so etwas runder erschien.

Für das Backhendl nahm ich zwei Hähnchenbrustfilets. Sie sollten mit Kalbsbrät gefüllt werden. Im Supermarkt meines Vertrauens wurde hierfür Kalbsbratwurst gekauft. Sie verrührte ich mit etwas kalter Sahne und Dijonsenf, bis das Brät eine schöne Konsistenz erhielt. Nach und nach gab ich die Sahne hinzu, da ich mir etwas unsicher war und die Menge je nach Entwicklung steuern wollte. Gewürzt wurde mit Chilisalz, Pfeffer und Muskatnuss. Auch kamen Zitronenzesten sowie fein gehackt Kerbel und Petersilie hinzu. Wichtig erschien mir auch hier das Abschmecken, wenngleich es rohe Brätmasse war. Aber so konnte ich die Menge der Kräuter auch gut bestimmen.

Die Hähnchenbrustfilets behandelte ich so, wie ich es in der Sendung gesehen hatte. Alfons Schuhbeck hatte es dort gut erklärt und vorgeführt. Die Filets schnitt ich in drei gleich große Teile und jedes Teil in der Mitte noch einmal an, ohne es durchzuschneiden. Auseinandergeklappt legte ich die Fleischstücke zwischen Frischhaltefolien und plättete sie mit dem Plätteisen. In die Mitte gab ich nun jeweils etwas vom Brät und klappte die Fleischstücke um. Dies war nicht ganz so einfach. Je nach Größe musste ich die Brätmenge variieren, damit es nicht herausquoll. Letztlich ging es aber und die entstandenen Stücke wurden paniert und in Rapsöl knusprig braun ausgebraten. Wie lange es dafür braucht, habe ich inzwischen ganz gut raus. Mein Freund nennt mich deshalb auch immer „Schnitzelmeister“…

Auf dem Teller landeten nun also knusprige Brathendl, lecker würziger Kartoffel-Pilz-Ingwersalat mit schlotzigem Dressing und ein kleines Schälchen Dip. Der Dip schmeckt zusammen mit dem Fleisch ganz wunderbar – alleine ist er etwas zu zitronig. Der Kartoffelsalat war ein Gedicht! Ich überlege, ob ich diese Zubereitungsform weiter nutzen werde und variiere. Bislang habe ich die Kartoffeln ja immer in das zubereitete Dressing hineingeschnitten.

Als Vorspeise gab es übrigens Blattspinat mit einem Spiegelei. Dafür habe ich in einen Topf mit angeschwitzten Knoblauch- und Zwiebelwürfeln noch tropfnassen Blattspinat hineingegeben und diesen unter Rühren in sich zusammenfallen lassen. Die Würzung war ganz einfach mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Nach dem Abkühlen wurde er gut ausgedrückt und auf zwei Auflaufformen von LeCreuset (die süßen kleinen) verteilt. In eine kleine geformte Mulde wurde jeweils ein Ei gegossen. Im Ofen garten Spinat mit Ei bei 180 Grad 20 Minuten lang. 

Wie gut, dass ich das Gericht an einem Feiertag ausprobiert habe: Ohne Zeitdruck! Dafür mit viel gebrauchtem Kochgeschirr, das zu reinigen war. Das Kochen hat aber sehr viel Spaß gemacht und die Speisen waren sehr lecker. 

Griechisch-levantinische Melange: Bauernsalat mit Bulgur

Einen Klassiker in meiner Alltagsküche habe ich eigentlich Tim Mälzer zu verdanken. Vor mehreren Jahren schrieb er ein Rezept für die Zeitschrift essen & trinken für jeden tag, in dem er einen griechischen Bauernsalat vereint mit Bulgur, einem Getreide eher levantinischer Herkunft.

Dieses Rezept hat insbesondere aufgrund seiner Einfachheit und Farbenfreude dauerhaften Einzug in meine Küche gehalten, was man nicht von vielen Rezepten dieser Zeitschrift sagen kann. Sie hat (vor vielen, vielen Jahren) die Nachfolge des Magazins schöner essen aus dem gleichen Verlag übernommen, das leider, leider eingestellt wurde. Aber darüber werde ich mal separat einen Blogartikel schreiben.

Für den Salat bereite ich zunächst einmal Bulgur zu, der muss nämlich Zeit zum Abkühlen bekommen. Dazu koche ich einen Viertelliter gesalzenes Wasser auf und gebe, einem Verhältnis von 2:1 entsprechend, 125 g Bulgur mit getrocknetem Oregano hinzu. Als ich noch einen normalen Ceran-Herd hatte, habe ich den geschlossenen Topf auf der ausgeschalteten Herdplatte eine Viertelstunde stehen gelassen. Das reichte gewöhnlich für das Garen des Bulgurs aus. Seitdem wir einen Induktionsherd haben, lasse ich den Topf auf der noch leicht eingeschalteten Flamme stehen.

Während der Bulgur gart, nehme ich eine halbe Salatgurke, die ich längs viertele und in kleinfingerdicke Stücke schneide. Drei bis vier Tomaten schneide ich ebenfalls klein. Eine Zwiebel wird in relativ dünne Ringe gehobelt. Hier schaue ich immer, welche Zwiebeln ich im Hause habe oder worauf ich besonders Lust habe. Neulich bot der Supermarkt schöne große, dicke, rote Frühlingszwiebeln; die waren mir dann natürlich lieber. Vier bis fünf Pepperoni aus dem Glas kommen noch hinzu; sie werden in Scheiben geschnitten. Wenn ich Lust habe, kommen auch mal gelbe Paprika hinzu, die in kleine Stücke geschnitten werden. Dieses Gemüse mische ich mit einer Vinaigrette aus jeweils vier Esslöffeln Rotweinessig, Wasser und Olivenöl. Das ergibt ein Dressing mit einem eher milden Charakter, der die einzelnen Zutaten zur Geltung kommen lässt.

Wenn der Bulgur abgekühlt ist, kommt er in eine Salatschüssel und ich bröckele noch drei Viertel eines Fetakäses darüber. Jetzt ist Zeit, das Fleisch, das als Beilage vorgesehen ist, zuzubereiten. Das Gemüse mariniert derweil, ohne dass der Bulgur durch die Vinaigrette einweicht. Das letzte Mal haben wir Lamm auf dem Grill zubereitet und zum Salat gegegessen. Kurz vor dem Servieren kommt das Gemüse über den Bulgur und alles wird miteinander vermengt. Für das Gericht benötige ich maximal 45 Minuten Zeit, das ist im Alltag ein perfektes Zeitmaß für ein schmackhaftes Feierabendgericht.

Simpel und pur am Samstag

Oftmals wird bei uns am Samstag sehr aufwändig gekocht. Es ist ja mehr Zeit vorhanden als unter der Woche, die dann auch in der Regel von meinem Freund für die Zubereitung eines differenzierten Mahls genutzt wird. An einem der vorherigen Samstage wollte ich die Küche übernehmen und es dabei – ganz der Alltagskoch – eher simpel halten. Wir entschieden uns für eine Vorspeise aus Tomaten, Ei und Dressing. Zur Hauptspeise sollte es ein Huhn vom Grill geben mit Pfannengemüse und Rosmarinkartoffeln aus dem Ofen.

Aufgrund der Simplizität habe ich erst gegen halb sechs begonnen, mich um das Kochen zu kümmern. Der Samstagnachmittag war also eher von anderen Dingen geprägt: Etwas Hausarbeit, etwas Telefonieren. Als erstes kümmerte ich mich um die Tomaten und die Eier für die Vorspeise. Die auf der unteren Seite kreuzweise eingeritzten Tomaten wurden mit kochendem Wasser überbrüht und anschließend enthäutet. Die Eier habe ich hart gekocht, Frühlingszwiebeln in feine Scheiben geschnitten. Diese Zutaten konnten nun warten und ich bereitete das weitere Gemüse vor. Die Paprika wollte ich mal nicht als Streifen oder Stifte auf dem Teller sehen (so bereite ich sie sehr häufig zu), sondern eher als Ringe. Um sie aber von innen gut sauber zu bekommen, also die Trennwände zu entfernen, habe ich die rote und gelbe Paprika halbiert, gesäubert und halbe Ringe geschnitten. Die Zucchini wurde längs halbiert und in mehr oder weniger dünne Scheiben geschnitten. Petersilienblätter hackte ich mit dem Messer letztlich noch klein und legte mir noch ein paar Blätter in Gänze für die Deko zur Seite.

Für die Rosmarinkartoffeln nutzte ich wieder einmal Drillinge. Sie sind nicht nur lecker, sie sind auch sehr gut mit der Schale zu verarbeiten und zu essen. Die vorhandenen Exemplare waren allerdings sehr schmutzig und mussten erst einmal gründlich gewaschen und mit der Kartoffelbürste von Erde befreit werden. Ich trocknete sie anschließend mit einem Tuch und halbierte sie. Nun war nur noch Rosmarin klein zu hacken. Das Gemüse war jetzt fertig zubereitet und konnte auf seinen Einsatz warten. Es gibt mir immer ein gutes Gefühl, wenn ich die Schnippelarbeiten erledigt habe, bevor es an die konkrete Zubereitung geht. Ich muss dann nur noch zum fertig geschnittenen Gemüse etc. greifen.

Für das Huhn habe ich eine Zitrone ringsum mit einer Gabel eingestochen und diese in das Huhn gegeben. Ich verwendete dafür eine noch im Kühlschrank lagernde Zitrone, sie musste jetzt wirklich verbraucht werden. Sie war recht groß, passte aber dennoch – und glücklicherweise – in das Huhn, das ich anschließend mit einem Bindfaden zusammenband. Eine schnell hergestellte Lösung aus Wasser und Salz pinselte ich nun noch mit einem Silikonpinsel auf die Haut des Huhns. Jetzt konnte es auf den Grill gelegt werden.

Zum Grillen verwenden wir seit Jahren einen Gasgrill von Outdoorchef. Der hat nicht nur einen Kuppeldeckel, sondern auch ein spezielles „Trichtersystem“, wodurch das Gargut ohne Zutun im eigenen Saft brät und gart. Mittels der Grillzeittabelle habe ich schnell ermittelt, dass mein Huhn eine knappe Stunde auf dem Grill verbringen muss. Während es das tat, war Zeit für die Vorspeisenzubereitung.

Die Tomaten schnitt ich mit einem Messer in Scheiben, für die Eier nutzte ich einen Eierschneider. Die Tomaten legte ich auf die Servierteller, darüber die Eier. Ein einfaches Salatdressing aus Weißweinessig, Olivenöl, altem Senf, Honig, Salz und Pfeffer verteilte ich nun darauf und bestreute das Ganze mit den Frühlingszwiebelringen. Die Vorspeise war fertig. Bevor wir sie essen konnte, waren aber noch die weiteren Teile der Hauptspeise dran.

Die Rosmarinkartoffeln bereite ich im Backofen auf dem Blech zu. Dazu verteile ich etwas einfaches Olivenöl auf dem Backblech. Darauf kommt grobes Salz (ich liebe inzwischen aufgrund seines Geschmacks und der Konsistenz Maldon Sea Salt, nachdem ich es durch den Koch Christian Lohse in seinem Buch „Lohses Mundwerk“ kennengelernt hatte) und der kleingehackte Rosmarin. Darauf verteile ich die Kartoffelhälften mit der Schnittfläche nach unten. Die Idee ist, dass sie dadurch Öl, Salz und Rosmarin bzw. deren Aromen gut annehmen und oberhalb nicht verbrennen, sondern knusprig werden. Bei 200 Grad im Ofen brauchen sie eine halbe Stunde. Während die Kartoffeln backten, schwitzten Paprika und Zucchini in einer Pfanne in etwas Rapsöl.

Nun war endlich Zeit, die Vorspeise zu genießen – und sie war ein Genuss!

Für die Hauptspeise war alles schnell bereitet. Als die Kartoffeln fertig waren, habe ich den Ofen einfach auf 60 Grad heruntergestellt, um sie noch kurz warmzuhalten. Das Huhn, vom Grill geholt, wurde von Bindfaden und Zitrone befreit, zerteilt, das Paprika-Zucchini-Gemüse gesalzen und gepfeffert und die Petersilie untergemengt. Jetzt war alles schnell auf Tellern angerichtet. Ich liebe den puren Genuss der Zutaten. Das Huhn hatte keine besondere Würze erhalten (außer dem Salzwasser und der Zitrone), der Grill hat das Eigenaroma herausgearbeitet. Das Pfannengemüse hatte noch einen schönen Biss (wenngleich es sich mein Freund etwas weicher gewünscht hätte, wie er beim Essen feststellte) und die Kartoffeln waren wie gewünscht aromatisch-knusprig-weich. Mein Freund liebt zu den Kartoffeln Miracel Whip.

Insgesamt ist der Plan also aufgegangen: Ein eher pur gehaltenes Essen, das überdies noch recht simpel zuzubereiten ist. Und vom Zeitaufwand hielt es sich wirklich in Grenzen.