Es ist wieder die Jahreszeit angebrochen, in der der Feierabend zu einer wirklich abendlichen Atmosphäre beginnt. Schon kurz nach fünf wird es dunkel und beim Metzger heißt es gegen sechs bereits „Guten Abend“. Der Herbst ist auch die Jahreszeit, in der dunkle und exotischere Gewürze für mich wieder interessant werden. So kombinierte ich vor ein paar Tagen den Appetit auf solche herbstlich-vorweihnachtlichen Geschmackswelten mit der Notwendigkeit, ein unaufwendiges Gericht auf den Tisch zu bringen.
Ein Rezept, das mich schon seit Jahren begleitet, mariniert Hühnerschenkel mit einer würzigen Soße und legt sie auf Kartoffelscheiben in den Backofen. Es stammte ursprünglich von Tim Mälzer und der Zeitschrift essen & trinken für jeden tag, das ist jetzt aber viele Jahre her.
Da ich nicht wusste, wieviele Hähnchenschenkel beim Metzger meines Vertrauens vorhanden sein werden, wenn ich kurz vor Ladenschluss dort ankomme, habe ich mittags vier Hähnchenschenkel bestellt. Ergänzend besorgte ich mir lediglich noch eine Zitrone, Kartoffeln und Rosmarin. Der Rest sind Zutaten aus dem Vorrat.
Für die Marinade habe ich Kardamom aus den Kapseln gelöst. Gemeinsam mit einer Zimtstange und Pfefferkörnern zerkleinerte ich alles mit der zur Gewürzmühle umgewidmeten Kaffeemühle zu einer feinen Gewürzmischung. Die gab ich in eine Schüssel und fügte Paprika, Salz, Zitronenabrieb, getrockneten Oregano, Honig und Olivenöl hinzu. Herr Mälzer sah seinerzeit rosenscharfen Paprika vor. Da wir hier von der Menge von zwei Teelöffeln sprechen, erwies sich mir dies – vor allem bei der guten Gewürzqualität unseres Paprikas – als viel zu scharf. Also nehme ich seitdem edelsüßen Paprika. Honig und Olivenöl kommen im Verhältnis 2:5 hinzu. Mit dem Schneebesen wird alles schön verschlagen. Die Hähnchenschenkel, die ich zuvor im Gelenk geteilt habe, werden mit der Marinade nun eingerieben. Dafür nutze ich Handschuhe und eine äußerst praktische Gastronormschale in länglichem Format.
Die Kartoffeln werden lediglich geschält und in dickere Scheiben geschnitten. Ich habe sie statt auf dem Backblech diesmal in einem Bräter ausgelegt, etwas Olivenöl und Salz darauf gegeben und anschließend die marinierten Hähnchenkeulenteile darauf platziert. Obendrauf legte ich noch Rosmarinzweige. Nach dieser relativ zügigen Zubereitung braucht das Ganze nun Zeit: Eine Stunde im Ofen bei 210 Grad auf der untersten Schiene.

Dazu gab es einen einfachen Salat mit Kirschtomaten, buntem Blattsalat und einem Dressing mit dunklem Aceto Balsamico.
Im Ergebnis gab es (wieder einmal) ein köstliches herbstliches Gericht. Als Wermutstropfen ist lediglich die Konsistenz der Kartoffelscheiben zu benennen. Sie werden bei dieser Zubereitungsart nicht kross, was sehr schön wäre, sondern werden durch das auf sie austretende Fett eher weich. Nächstes Mal werde ich sie doch wieder auf dem Backblech verteilen, dann liegen sie wenigstens nicht in derart großer Fettmenge wie im kleineren Bräter.
Zum Grillen verwenden wir seit Jahren einen Gasgrill von Outdoorchef. Der hat nicht nur einen Kuppeldeckel, sondern auch ein spezielles „Trichtersystem“, wodurch das Gargut ohne Zutun im eigenen Saft brät und gart. Mittels der Grillzeittabelle habe ich schnell ermittelt, dass mein Huhn eine knappe Stunde auf dem Grill verbringen muss. Während es das tat, war Zeit für die Vorspeisenzubereitung.
Die Vorspeise war fertig. Bevor wir sie essen konnte, waren aber noch die weiteren Teile der Hauptspeise dran.
Für die Hauptspeise war alles schnell bereitet. Als die Kartoffeln fertig waren, habe ich den Ofen einfach auf 60 Grad heruntergestellt, um sie noch kurz warmzuhalten. Das Huhn, vom Grill geholt, wurde von Bindfaden und Zitrone befreit, zerteilt, das Paprika-Zucchini-Gemüse gesalzen und gepfeffert und die Petersilie untergemengt. Jetzt war alles schnell auf Tellern angerichtet. Ich liebe den puren Genuss der Zutaten. Das Huhn hatte keine besondere Würze erhalten (außer dem Salzwasser und der Zitrone), der Grill hat das Eigenaroma herausgearbeitet. Das Pfannengemüse hatte noch einen schönen Biss (wenngleich es sich mein Freund etwas weicher gewünscht hätte, wie er beim Essen feststellte) und die Kartoffeln waren wie gewünscht aromatisch-knusprig-weich. Mein Freund liebt zu den Kartoffeln Miracel Whip.
Nach einer weiteren Viertelstunde im Ofen servierte ich am Ende alles in einer Schüssel. Die Bruststücke der Poularde waren sehr trocken geworden, die Keulen jedoch gerade einmal fertig gegart und deshalb noch recht saftig. Von den Kräutern war nicht viel zu schmecken (was an ihrem Verbleib unter der Haut oder auch an der Qualität der Kräuter gelegen haben mag), dem Huhn fehlte trotz Paprikaöl Würze. Der ohne Rezepterwähnung extra entfettete Sud aus der Bratreine war da nur mäßig hilfreich und schmackhaft. In diesem Sinne war das Huhn eine Enttäuschung. In die Jubelausdrücke Herrn Lafers, die er in der Küchenschlacht-Sendung äußerte, konnte ich leider nicht einstimmen. Als geschmacklich sehr gelungen kann allerdings das Kohlrabigemüse bezeichnet werden. Gut, es war inzwischen für mein Empfinden etwas zu weich geworden, der Geschmack war jedoch überaus gut. Estragon und Cranberries haben dem Gemüse einen dezenten, aber schönen Charakter verliehen.