Archiv der Kategorie: Persönliches

Ricardo Cadima und Roland Brühe am Tisch bei der Podcastaufnahme

Karriere im Pflegeberuf

1985 begann ich meine Ausbildung zum Krankenpfleger. 38 Jahre später bin ich als Professor für Pflegepädagogik tätig. Dazwischen liegen einige berufliche Stationen, an denen ich viel lernte, meine Begabungen und Interessen im Pflegeberuf entdeckte und mein berufliches Selbstverständnis entwickelte. Stationen, die den großen Tätigkeitsraum im Pflegeberuf deutlich machen.

Ich habe mich sehr gefreut, von Ricardo Cadima zu ebendiesem beruflichen Werdegang angefragt zu werden. Als Gastgeber des kbs-Podcasts unterhielt er sich mit mir über meine persönliche Karriere im Pflegeberuf.

Hier reinhören:

Foto: Ricardo Cadima

Doku: Männer und Schminken

Mit den Jahren stelle ich fest, dass ich mein Leben und mich selbst nicht mehr zwingend in eine berufliche und eine private Person trenne bzw. trennen kann. Zuviel des Privaten beeinflusst mein Denken und Handeln im beruflichen Kontext. Zuviel des Beruflichen prägt mich als Privatperson im Denken und Handeln. Insofern war es nur konsequent, dass ich einer Anfrage der Regisseurin Svenja Nagel aufgeschlossen gegenüber war. Sie ist über mein Instagram-Profil auf mich aufmerksam geworden für die von ihr geplante Dokumentation „Porenrein – Männer und Schönheit“, die im Rahmen der ZDF-Dokureihe 37 Grad Leben veröffentlicht werden sollte.

Die Doku dreht sich um die Frage, warum sich Männer schminken und auf ihre Schönheit achten – und warum es im gesellschaftlichen Kontext nicht selbstverständlich ist, dass Männer dies tun. Es ist ein guter Film entstanden, der die Geschichte von mir sowie Davide Scibetta erzählt. Wie ich finde, ist Svenja Nagel ein sehr entspannter und wertschätzender Film gelungen.

(Screenshot: ZDF-Mediathek)

Quelle Titelbild: Screenshot ZDF-Mediathek

Der Bahnhof von Vallendar

Wenn mit der Alma Mater per E-Mail Schluss gemacht wird

Die Geschichte ist ja hinlänglich bekannt: Der eine will Schluss machen mit der Beziehung, meidet aber die direkte Konfrontation. Deshalb schreibt er eine SMS und teilt die Trennung darüber mit. Der andere kann das erstmal nur hinnehmen und hat keine Möglichkeit, direkt zu reagieren. So etwas ist nun auch auf Hochschulebene geschehen.

Studierende und Mitarbeitende meiner Alma Mater, die Pflegewissenschaftliche Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV), erhielten per E-Mail die Nachricht, dass die Fakultät per sofort „stillgelegt“ wird. Das haben die entsprechenden Leitungspersonen des Pallottiner-Ordens als Träger der Hochschule entschieden. Die Mitteilung kam Gründonnerstag, kurz vor dem höchsten Fest des christlichen Glaubens. Von christlicher Nächstenliebe war allerdings nichts zu spüren. Schließlich wurde per SMS E-Mail Schluss gemacht, nicht im direkten Gespräch. Niemand in der Fakultät wusste etwas davon im Vorfeld.

Das auf die Schließung folgende Elend zeigt sich rasch. Verunsicherte Studierende wissen nicht, wie es mit dem Studium genau weitergehen soll. Mitarbeitende haben keine konkrete Ahnung, wie es mit ihrer Beschäftigung weiterlaufen soll. Für die Pflegewissenschaft in Deutschland ist dies ebenfalls ein herber Schlag in empfindliche Regionen. Das strukturierte Promotionsprogramm ist sehr nachgefragt und bedeutend für die zukünftige Besetzung insbesondere von Professuren in der Pflegewissenschaft. Die Absolvent*innen des pflegewissenschaftlichen Masterstudiengangs arbeiten schon jetzt in wichtigen Funktionen und Positionen in den Einrichtungen und Organisationen. Die Lehramtsstudierenden erhalten in Kooperation mit der Universität Koblenz eine wissenschaftlich fundierte und nachgefragte Pflegelehrendenqualifizierung. Und der zukunftsweisende Studiengang Community Health Nursing hatte gerade begonnen. Darüber hinaus bietet die Fakultät eine Infrastruktur für systematische Pflegeforschung, wie es eben nur einer Universität möglich ist. All das wird nun wohl bald Geschichte sein, wenn die Fakultät in zwei bis drei Jahren die Türen endgültig schließen wird.

Es regt sich Widerstand, zum Glück. Die Solidarität ist groß. Verschiedene Verbände haben bereits Stellungnahmen und Appelle an die PTHV und die Politik gerichtet. Die Studierenden haben aufmerksamkeitserregende Aktionen durchgeführt und planen weitere. Und das Netzwerk der Ehemaligen, dessen Sprecher ich bin, hat sich nach der Mitteilung am Gründonnerstag stantepede organisiert und über Ostern eine Stellungnahme verfasst und veröffentlicht. Die Alumni nutzen ihre Netzwerke, um auf die unerträgliche Situation, die durch die Entscheidung der Hochschulträger eingetreten ist, aufmerksam zu machen. Ich selbst habe u.a. Interviews für SpringerPflege und BibliomedPflege gegeben.

Für mich ergeben sich folgende Erkenntnisse aus dieser Situation.

  1. Dass der Wegfall der Pflegewissenschaftlichen Fakultät eine solche Lücke in die Qualifizierungs- und Forschungsinfrastruktur reißt, macht deutlich, wie unzureichend diese Infrastruktur insgesamt in Deutschland entwickelt ist.
  2. Es braucht neue, universitäre Orte für die Pflegewissenschaft. Forschung benötigt eine Infrastruktur, wie sie nur Universitäten adäquat bieten können. Universitäten können wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden, der die Forschung und die Studiengänge von morgen ermöglicht und sicherstellt.
  3. Wenn die Gesellschaft und damit auch die Politik eine pflegerische Versorgung wollen, die wissenschaftlich basiert arbeitet und Konzepte zum Wohl der Bevölkerung entwickelt und umsetzt, dann sind die Länder aufgefordert, an staatlichen Universitäten Fakultäten, Lehrstühle und Personalstrukturen einzurichten und zu finanzieren.
  4. Eine Hochschule ist ein Ort der Bildung und kein Ort merkantiler Gewinnanhäufung. In Deutschland gibt es deshalb eine gute Tradition der akademischen Selbstverwaltung in Hochschulen, die getrennt ist von der kaufmännischen Leitung. Der Wissenschaftsrat überprüft unter anderem genau das im Rahmen der institutionellen Akkreditierung von privaten Hochschulen. In Rheinland-Pfalz ist dies nie erfolgt, weil das Land dies augenscheinlich nicht für nötig befunden hat einzufordern. Deshalb: Alle privaten Hochschulen müssen eine solche Akkreditierung erfahren, damit nicht die Geschäftsführung über Dinge entscheidet, die Sache der Hochschulgremien ist.

Wenn alle Aktionen, Appelle und Stellungnahmen den eingeleiteten Zustand in Vallendar nicht verändern, werde ich bald eine Doktorurkunde besitzen, die von einer nicht mehr existierenden Fakultät ausgestellt wurde. Das macht mich emotional betroffen. Denn zu meiner Alma Mater habe ich nicht nur ein wissenschaftlich-rationales Verhältnis, sondern eben auch ein emotionales.

Schminken, das unbekannte Terrain

Es begann mit dem Einzug der nahezu täglichen Videokonferenzen: Sich selbst im Videobild anschauen. Bis dahin schaute ich lediglich morgens und abends in den Spiegel. Ich dachte, ich kenne das Aussehen meines Gesichtes. Die kontinuierliche Konfrontation mit dem Bild von mir im Videofenster zeigte mir aber, dass ich es nur wenig kenne. Ich war mir meines Gesichtes eigentlich gar nicht wirklich differenziert bewusst. Jetzt aber erkannte ich die kleinen und großen roten Flecken, die Unvollständigkeit meiner Augenbrauen, die Unebenheiten in der Gesichtshaut, die schönen aber betonungswürdigen Augen. Und ich stellte fest: So fühle ich mich nicht wohl, wenn ich mit anderen zusammen bin – online oder offline.

Also machte ich mich auf, ein für mich unbekanntes Terrain zu entdecken, um mich wieder wohlzufühlen. Seitdem schminke ich mich in einer alltagstauglichen Weise. Für einen Mann ist dies (immer noch) etwas Ungewöhnliches – zumindest erscheint mir dies so.

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Guter Jahresabschluss: Antrittsvorlesung als neuer Professor

Seit September habe ich nun eine Professur inne – etwas, auf das ich schon viele Jahre lang hin gearbeitet habe. Als Professor für Pflegepädagogik bin ich nun also hauptamtlich an der Ausbildung von Lehrenden für Pflegebildungseinrichtungen beteiligt, bin zuständig für die Anregung zur Auseinandersetzung der Studierenden mit den drei zentralen Begriffe der Erziehungswissenschaft: Erziehung, Bildung und Didaktik. Mein erstes Semesters in dieser neuen Rolle gestaltete sich recht aufregend. Dabei standen die Vorbereitung von Lehrveranstaltungen und die Gestaltung der Zusammenarbeit mit den Studierenden und den Kolleginnen und Kollegen im Vordergrund. Als guten Abschluss des Jahres habe ich dann im Dezember sozusagen meinen Einstand als neuer Hochschullehrer an unserer Hochschule gegeben: Ich lud ein zur Antrittsvorlesung.  Weiterlesen